Co-Kapitän
Pollack-Nerd
Reisebericht Kvitbrygga AS, Polarsirkelen
Das ist „leider“ mein vorerst letzter Reisebericht über Norwegen.
Vor 30 Jahren hat der Norgevirus eingeschlagen. Über 35 Reisen „ins gelobte Land“ durften mein Dad und ich in dieser Zeit zusammen erleben. Sogar meine Frau und meine Mum hat das Virus vor einigen Jahren gepackt und wir hatten viele schöne gemeinsame Norge-Trips von Süd bis Nord. Dieses Jahr war es vorerst der letzte Besuch. Wir machen mit unserer Familie einen radikalen Life-Changer und es geht in Richtung Asien.
Am 12. Juni 2023 standen 14 Mann und eine (meine) Frau scharrend und voller Vorfreude am Flughafen MUC. Nach einem ordentlichen Weißwurst Frühstück, hob der Flieger von München aus Richtung Oslo ab und von dort aus ging es nach einem kurzen Zwischenstopp weiter nach Bodö.
Pünktlich und ohne Vorkommnisse sind wir in Bodö gelandet. Jetzt nur noch ab in den Bus und auf ins Camp!
Aber es kam erstmal anders, wir waren mit dem Ablauf ja schon vertraut!
Ein Gepäckstück hat gefehlt. Prima dachten wir! Der Taxler meinte direkt, das passiert fast jede Woche und wird immer Schlimmer.
Jepp, den Eindruck hatten wir die letzten Jahre auch schon gewonnen und leider erlebt.
Wie auch immer, nach einer Stunde Verspätung ging es endlich los.
Nach ca. 3 Stunden Fahrt (inkl. Boxenstopp zum Einkaufen) endlich angekommen.
Da wir vor 2 Jahren mit der Familie schon mal zu Coronazeiten im Camp waren, wurden wir von der Chefin Solveig herzlichst in Empfang genommen! An dieser Stelle gleich direkt ein mega Dankeschön! Wir wurden wie immer bestens mit allem Versorgt und alles war sehr gut organisiert! Auch wieder ein dickes Danke an Matthias von DinTur für die stressfreie Planung und Abwicklung.
Ja was soll ich sagen, Tag 1 Wetter zum kotzen. Wind, Regen und Kalt. Solveig meinte direkt, das Angeln sei sehr schlecht, der Winter war lang und es ist immer noch sehr kalt.
Also, dann bisschen runter vom Gas, ein paar Rum Cola und erstmal ordentlich ausschlafen. Der nächste Tag leider das gleiche Bild. Also dann erstmal ordentlich Frühstücken, Angeltackle klar machen und Boote einrichten.
Die gesamten ersten 3 Tage waren echt Katastrophe. Wind, Wellen, sehr viel Drift. Also blieben die Ausfahrten eher etwas kürzer. Endlich kam an Tag 3 das fehlende Gepäckstück, somit hatte unser viertes Crewmitglied auch sein restlichen Tackle.
Tag 4, Odin war wohl gut drauf, das Wetter und der Wind haben sich gedreht. Sonne satt – Kaiserwetter – und wir wurden endlich belohnt? Naja…. Fische wollten einfach noch nicht wirklich an den Haken. An dem ein oder anderen Spots konnten wir paar schöne Küchendorsche verhaften.
Meine Frau hatte an einem Plateau einen Hammer Biss. Der Fisch riss einige Meter Schnur von der Rolle und auf einmal wie abgeschnitten. Schnurbruch oder über eine Kante? Wir werden es nie erfahren. Kurz darauf hatte sie dann doch ihren Heilbutterfolg, aber der kleine Bengel durfte wieder schwimmen und noch ein wenig wachsen.
Das Boot von meinem Cousin hat sich in der Nähe von Bolga rumgetrieben und hatten an einem Spot super schöne Dorsche von 110cm + und einige schöne Köhler.
Pollack war super schlecht, obwohl die Gegend ein wahrer Hotspot für Traumpollack ist. Wir waren selber schon auf Bolga und hatten wahre Sternstunden! Dieses Jahr wie verhext.
Hier und da gab es mal einen als Beifang und das zum Teil in 100 Meter Tiefe.
Köder wurden Hauptsächlich Bergmann, Driftblei mit Circle Hook und Naturköder sowie Gummifisch verwendet.
Tag 5 begann, die Sonne lacht. Nach einigen Spots und Driften sind wir Richtung Bolga gefahren zu den vielen kleinen Inseln. Echo zeigt 40 Meter tiefe, also lassen wir mal die Köder schwimmen.
Es hat keine Minute gedauert als mein Dad den typischen Biss bekam. Aufregung war groß, Angelspitze Zappelt, Rute geht nach unten, dicker Anschlag, Fisch hängt und Rute biegt sich im Halbkreis!
„Oh, der ist groß!“ der Rest von uns Hochgekurbelt wie die Weltmeister und der Kampf beginnt.
Matthias und ich die Heilbutt Boje + Gaff fertig gemacht, meine Frau beschäftigt mit der GoPro und mein Dad am Schwitzen. Irgendwie schon heftig so ein Moment, da geht einem ganz schön die Pumpe. Aufgeregt wie damals an Weihnachten.
Nach ca. 1 Std war der Fisch das erste Mal am Boot. Verdammt, sowas hatten wir noch nie am Haken. Sowas kennen wir nur von Bildern, aus Erzählungen oder Geschichten wie „Der alte Mann und das Meer“.
Ein Drilling vom KveiteKiller hing total schlecht vorne am Maul, hat sich nach den ersten Kopfschlägen auch ziemlich schnell gelöst, leichte innerliche Panik meinerseits. Haken von der Boje kann man nicht vernünftig setzen, Fisch ist natürlich unter Strom an der Oberfläche und der zweite Drilling hing wie ein Ohrring am Kiemendeckel außen. Mittlerweile sind wir ein ganzes Stück gedriftet und jeder weiß, wenn ein Fisch seitlich gehakt ist, das wird ein Spaß. Und so kam es dann auch!
Echolot zeigt mittlerweile 200 Meter Tiefe an, der Butt hat noch massiv Bock und die zweite Flucht beginnt.
Ok, so schnell fetzen also 200 Meter Schnur von der Rolle. Diese Kraft ist einfach unbeschreiblich. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er einfach wie ein Stein im Mittelwasser -brachial-, es war keine Chance einen Meter Schnur zu erkämpfen. Das war verrückt.
Nach geschlagenen 4 ½ std. Drill, Vollbelastung für Fisch, Mensch und Gerät, war es vollbracht, der Butt lag auf dem Boot. Nach über 30 Jahren hat es mein Dad endlich geschafft, seinen Traumfisch in unserem letzten Norwegenurlaub zu fangen. Danke Odin, für diesen Fisch!
184 cm und 76 Kg
Die Freude war natürlich riesig, die Ankunft im Camp äußerst spektakulär und witzig.
Da es die ersten Tage nicht wirklich viel Fisch gab, wurde der Butt natürlich komplett verwertet und an alle Angler aufgeteilt. Danke an meinen Dad, dass ich dieses schöne Tier filetieren durfte! 😊
Solche großen Backer´l hatte ich noch nie in der Hand. Hammer!
Nach diesem Aufregenden Tag haben wir uns alle ein Feierabendbier und eine dicke Mütze Schlaf verdient.
Der letzte Tag mit Kaiserwetter. Nach dem gestrigen Kampftag gingen wir es recht gemütlich an, schließlich ist heute noch Packen und Bootputzen angesagt.
Danke an dieser Stelle auch an unsere Kieler Nachbarn. Sehr starke und lustige Truppe, danke für den Rotbarsch Spot. Der hat uns nochmal Traumfische gebracht. Hoffe einer von euch ist auch zufällig hier im Forum und liest das.
Also ganz entspannt paar Köderfische an der Fischfabrik besorgt und weiter Richtung Rotbarschplatz (5 Minuten Fahrzeit).
Hier haben wir noch 4-5 Std. entspannt bei Sonnenschein einige schöne Rotbarsche, Dorsche, Lumps und mein Dad hat auch nochmal einen Nachgelegt …. Und was für einen Knaller😊
Odin war wieder gnädig und hat ihm einen 133 cm Leng beschert. Was will man eigentlich noch mehr?
Nach der letzten gelungenen Ausfahrt, ging es noch zur Tankstelle im Hafen (um die Ecke) und dann ab ins Camp, alles fertig machen für die anstehende Abreise.
Die Zeit ging so schnell vorbei, gerade wenn das Wetter noch so Traumhaft ist. Ein weinendes und ein lachendes Auge…. Es war eine Traumhafte Woche, in einer super schönen Anlage, Top Boote, Super Filetierhaus, großer Trockenraum und eine super nette Crew auf der Anlage!
Was wollen wir noch mehr? Ein rundum gelungener Angeltrip!
Auch ein Danke an das Forum und euch! Weltklasse Tipps und Tricks.
Danke an Dintur für die letzten X-Jahrzehnte, immer ein super Service von eurem Team vor allem in den harten Corona Jahren! Viel Erfolg weiterhin und wir bleiben sowieso in Kontakt.
Mal schauen was die Zukunft bringt, vielleicht gibt es ja zwischendurch mal einen Reisebericht aus Asien 😉
Ich wünsch euch bis dahin alles Gute und bleibt Gesund!
Petri Heil & tight Lines!
Basti
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