since1981
Kapitän Profiboot International
AW: 14.7.2013; East Sooke
Moin Coho, schön wieder einen deiner tollen Berichte zu lesen :daumen: FFreu mich immer wieder wenn einer deiner Berichte in den Neuigkeiten auftaucht, um sich den in ner ruhigen Minute dann durchlesen zu können. Angeln mit allen Schikanen. Genau mein Ding :lach Hoffe wir bekommen bald wieder was von dir zu lesen.
Trotz allem Vorbereitungsstress fuer mein grosses Angelderby am 20.7. hatte ich mir doch letzten Sonntag freigemacht um mit meinem alten Freund Ron Grant eine Angeltour zu unternehmen. Ron ist ueber 70 und hat sein ganzes Leben in allen Regionen BCs geangelt. Er kann unglaubliche Geschichten aus den “guten, alten Zeiten” erzaehlen als man noch glaubte die Lachspopulationen waeren unerschoepflich und unendlich. Er besass selber bis vor ein paar Jahren ein herrliches Angelboot und war immer gerne bereit Freunde oder Bekannte auf Trips mitzunehmen. Als er vor paar Jahren in Rente ging und seine Frau gesundheitliche Probleme bekam, kauften sich die zwei eine Winterresidenz in Kalifornien und verbringen nun die 6 kaelteren and nasseren Monate hier dort unten im Warmen. Im Zuge dessen verschwand auch Ron’s Angelboot und er ist nun auf seine Freunde und Bekannte angewiesen, ihn hin und wieder mal mitzunehmen.
Ich mache das liebend gerne da Ron nicht nur Ahnung und Erfahrung hat, sondern auch ein unheimlich freundlicher, froehlicher und positiver Mensch ist, mit dem es einfach Spass macht Zeit zu verbringen. Da er naechstes Wochenende auch an meinem Derby teilnehmen wird, wollte er vorher gerne noch mal den Rost von seinem Angelgeraet polieren um alles eingespielt bereit zu haben.
Wir verabredeten uns zu einer Lachs-Heilbutt-Kombotour da die Gezeiten sehr gut fuer Heilbutt waren. Samstag Abend lass ich noch die fangfrischen Berichte in unserem hiesigen Angelforum und es verhiess ein erfolgreicher und windstiller Angeltag zu werden in East Sooke. Ich holte Ron um 4:30 Uhr frueh ab und wir fuhren zur Cheanuh Marina in East Sooke. Vor der Becher Bay Bucht sahen wir schon eine dicke Nebelbank haengen. Minuten spaeter legten wir ab und duesten die 10 Minuten zum Beechey Head. Dort war genau die Nebelgrenze und es zogen dicke Schwaden mal rein und wieder raus. Wir setzten unsere 2 Ruten am Downrigger ein; Ron ging auf 22 m und ich auf 15 m Tiefe. Wir fischten beide erst einmal mit Koederfischen.
Es war die letzte Stunde der Flut und ich wusste, dass die Flut normalerweise die grossen Coho und Pinklachsschulen dicht unter Land brachte. So dicht, dass sogar eine Menge Spinnangler auf den Felsenklippen von Beechey Head standen und ihre Pilker und Blinker bis dicht an unsere Boote warfen. Da musste man wirklich aufpassen, da die Werfer bei dem teilweise sehr dichten Nebel uns Bootsflotte gar nicht sehen konnten. Ich hoffte, dass die Cohos und Pinks uns erstmal in Ruhe lassen wuerden und uns eine faire Chance auf ein oder zwei fette Chinooks lassen wuerden.
Aber die kleinen Kerle hatten andere Plaene. Sie waren voll im Fressrausch und es dauerte nur wenige Minuten bis unsere Ruten im regelmaessigen Takt anfingen zu ruckeln. Ron war es vollkommen egal! Er hatte solange nicht mehr geangelt und er freute sich wie ein kleines Kind jedesmal wenn er einen Biss bekam und einen Pink oder kleineren Coho drillte. Ich goennte ihm seinen Spass von Herzen, hoffte aber doch, dass der schnell verschwindende Koederfischvorrat noch reichen wuerde bis zu dem Moment wo vielleicht ein Gross-Chinook einmal schneller war als die Kleinlachse. Wir liessen die meisten der Fische wieder frei und viele fielen auch im letzten Moment am Boot vom Haken. Auch wenn diese Lachse nur zwischen 4 und 7 Pfund sein mochten, so machten sie doch ein ordentliches Spektakel an der Rute und Ron hatte einen Spass daran! Wir suchten nur nach den groessten zum Mitnehmen weil ich vorhatte nach 3 Stunden Heilbutt nochmal auf Lachs umzustellen und erwartete dann um die Mittagszeit non-stop Coho- und Pinkaction. Jetzt sollte Chinookzeit sein!
Da riss es etwas haerter an Ron’s Rute und der Fisch loeste den Downriggerclip von alleine aus und zog sogar etwas Schnur von der Rolle bevor Ron auch nur zu seiner Rute hinkam. Das war definitiv etwas Groesseres. Ich drehte den Schleppmotor zurueck und holte Ron’s Downrigger hoch waehrend er drillte. Aber kurz darauf verlor Ron den Kontakt zum Fisch und die Schnur kam schlapp herein. Hmm. Liess zumindest hoffen, da sich doch einige groessere Lachse unter die Pinks und Cohos gemixt haben mussten.
Ich zog unsere Kreise dicht unter Land und liess meine Rute tiefer herab um vielleicht unter den Kleinlachsschwaermen eine bessere Chinookchance zu haben. Da hakte Ron wieder einen etwas kampfstaerkeren Fisch. Es konnte kein Riese sein aber Ron musste doch paar Male Schnur abgeben. Er genoss den Drill und yahoote als ich endlich einen vielleicht 8-9 pfuendigen Chinook kescherte. Schoener Fisch! Aber da muss doch noch mehr gehen....!? Wir behielten noch einen Pink um die 7 Pfund herum. Um 7:30 Uhr schlug ich vor auf Heilbutt umzustellen und dazu zum Mudhole vor Pedder Bay zu fahren. Ron war vollkommen einverstanden und aufgeregt, da er schon ewig keinen ordentlichen Heilbutt mehr gefangen hatte. Vor Jahren hatte er mal einen ganz kleinen unter 10 Pfund erwischt – mehr aus Versehen. Und dann vor paar Jahren auf einem Guideboot mal ein oder zwei.
Wir packten ein und fuhren bei nun sehr dichtem Nebel vorsichtig gen Osten. Es war vielleicht 50 m Sichtweite und ich wusste, dass wir ein paar heftig frequentierte Angelstellen passieren wuerden. Dementsprechend vorsichtig fuhr ich mit einem Auge am GPS Plotter und ein Auge an die Windschutzscheibe geklebt. Durch die Race Passage wurde es rauh und auch als wir an meiner Heilbuttstelle ankamen, war es nicht gerade schoen. Ca. 1 m Wellen liessen das Boot ganz schoen schaukeln. Der Wind bliess hier erstaunlicherweise sehr stark und baute sich gegen die Gezeitenstroemung auf. Noch ging es aber die Stroemung wuerde gegen Mittag zunehmen und dann wuerde es hier sehr ungemuetlich werden wenn der Wind sich nicht legte. Bis 11:00 Uhr duerfte es gehen, verriet ich Ron. Er hatte kein Problem damit und war ganz aufgeregt und hatte Buttfieber. Als der Anker endlich griff, liessen wir 2 Heringskoeder in die Tiefe. Der obligatorische Duftsack ging auch auf 100 m Tiefe.
Dann hiess es beten, dass die Dornhaie nicht gar zu arg wurden. Unter diesen rauhen Bedingungen war ich nicht scharf darauf Hai auf Hai aus 100 m Tiefe heraufzukurbeln. Aber die Fischgoetter hatten uns heute wohl das volle Programm aufgetischt. Es dauerte nur wenige Minuten bis die Rutenspitzen ruckelten und wir die Schwerstarbeit begannen. Abwechseln kurbelten wir die Ruten herauf, entliessen die gierigen Haie wieder, bekoederten neu usw. Manchmal waren sogar 2 Haie gleichzeitig ‘dran. Dann riss es einmal kurz recht heftig an der rechten Rute und ich rief “Butt” zu Ron. Der war gleich an der Rute die jetzt aber still blieb. Der musste irgendwie Lunte gerochen haben! Kurz darauf machte dann wieder ein Hai Garaus aus dem Koeder. Ich ermunterte Ron, dass wir einfach durch die Haie durchfischen mussten. Irgendwann wird dann mal ein Butt zuschnappen. Der Lohn sollte uns aber enthalten bleiben wie es schien. Es war schon 10:30 Uhr und die Stroemung hatte gedreht und lief nun genau gegen den Wind und baute die See auf. Ich sagte noch 15 Minuten zu Ron als es sehr ungemuetlich wurde. Auch liefen jetzt die Angelschnuere vom Heck unter das Boot nach vorne und es bestand staendig die Gefahr, dass sich die Schnuere in den Propellers oder Echolotgebern verfing. Ich steckte nun die eine Rute in den linken Heckhalter und hielt die andere in meinen Haenden um die Schnur so von den Hindernissen fernzuhalten.
Ich erzaehlte Ron gerade von unserem anstehenden Malcolm Island Angeltrip als es ploetzlich einmal hart an der Rute in meiner Hand zog. Ich griff fester zu und war gerade im Begriff aufzustehen, als es mir fast die Rute aus der Hand riss! Aha, Heilbutt!!! Ich hielt dagegen und schaute erstmal nur zu wie ein paar Meter Schnur von der Rolle verschwanden. Ich rief Ron zu er solle sich den Gimbal umschnallen und reichte die Rute dann zu ihm. Er klemmte sich zwischen Bordwand und Hecksitz um von den nun recht hohen Wellen nicht umgeworfen zu werden und begann mit seinem Drill. Er hatte einen Riesenspass dabei und hatte auch einen munteren Gegner erwischt. Ein paar Male riss der Butt wieder aus und wollte zum Grund zurueck. Mensch, ich moechte mit 72 auch noch so fit sein und sowas erleben duerfen!
Nach vielleicht einer Viertelstunde tauchte der Butt dann zwischen den Wellen auf. Ich haette ehrlich geglaubt, dass er etwas groesser waere aber ich wollte Ron nicht den Spass verderben und bewunderte ihn mit ihm. Gaffen war bei dem Wellengang zu gewagt und so langte ich sicherheitshalber mit der Harpune zu. Ich schoss den Speer genau durch den Kopf und Kiemen um ihn moeglichst rasch zu toeten denn er musste ins Boot rein. Ich konnte mich bei dem Seegang nicht ueber Bord lehnen und den Butt ausserhalb des Bootes vertaeuen. Das war unmoeglich heute. Ich schlug ihm ein paar Male mit dem Knueppel ueber den Kopf und zog dann den Butt an der Harpunenschnur ins Boot. Da veranstaltete er den Heilbutttanz und machte wieder einmal klar warum man keinen Grossbutt lebendig in ein Kleinboot holt. Wir klatschten uns ab und freuten uns ueber den spaeten Erfolg unserer harten Arbeit. Ca. 25 Pfund schaetzte ich. Er passte schoen in meine Fischkiste unter Deck.
Dann packten wir ein und zogen den Anker. Wir hofften, das weiter westlich die Wellen nachlassen wuerden und wir dort nochmal die Chance auf Lachsfang bekommen wuerden. Ich wollte Ron unbedingt wenigsten mit seinem Fanglimit nach Hause schicken. Die anschliessende Fahrt gegen die Wellen spottet jeder Beschreibung. Ich konnte nicht mehr als 15 km/h fahren und an einigen Stellen bauten sich die Wellen 2 m hoch auf. Dreimal schlug eine Welle ueber den Bug gegen die Fenster und ueber das Dach. Jedesmal kam ein Schwall kaltes Salzwasser am Saum von Glasfenster zu Vinylfenster durch und Ron und ich waren beide absolut durchweicht! Ich schluckte sogar Salzwasser bei einer Gelegenheit als ich eine Sekunde nicht aufpasste und wieder ein Schwall gegen die Scheiben prallte. Ron lachte sich kaputt! Jetzt weiss ich warum man wasserdichte Elektronikgeraete auch innerhalb den Bootes installieren sollte! Alles war nass!
Wenn jetzt der Motor versagte, waeren wir in grosse Schwierigkeiten gekommen. Wir kaempften uns zurueck zur Becher Bay und hofften, dass wir vielleicht in der Bucht etwas Windschutz finden wuerden. Weit gefehlt, es kachelte voll in die Bucht hinein. Es war aber nicht nur der Wind, der vielleicht 30 km/h bliess. Es war die perfekte Kombination aus Stroemung und Wind an den unguestigen Stellen. Der Nebel war jetzt hier verschwunden und es war sonst ein herrlich sonniger und warmer Tag. Daher machten uns die Salzwasserduschen auch nicht viel aus. Ich war aber drauf und dran den Trip abzubrechen als ich die rauhe Bucht sah. Da zeigte Ron auf eine Reihe von Booten bei Beechey Head, ca. 500 m weiter westlich. Und einige der Boote sahen gar nicht gross aus. Sollte es dort schon wieder besser sein? Wir schauten uns an und entschieden es wenigstens mal zu erkunden.
So kaempften wir uns weiter gegen diesen hohen Wellengang am Buchtausgang voran und kamen nach ca. 20 Minuten am Beechey Head an. Viel besser! Vielleicht noch 50 cm Wellen. Aber bei der Trap Shack nochmal 500 m weiter schien es spiegelglatt zu sein!? Jetzt fuhren wir auch das Stueck noch weiter und was fuer ein Unterschied! Es war regelrecht lieblich hier und wir gratulierten uns zu dieser Entscheidung. Bei regelrecht heissem, sonnigem Wetter trockneten wir schnell waehrend wir wieder auf Lachs schleppten. Alle 5 – 10 Minuten rappelte es an einer unserer Ruten und Pink auf Pink kam in die Fischkiste. Wir schlossen den Tag mit einen Doppelbiss ab, bei dem ich meinen Fisch verlor aber Ron einen schoenen, fetten 6 pfuendigen Pink landete.
Wir hatten nun 6 Lachse und einen Heilbutt an Bord und das war vollkommen genug als Belohnung fuer unsere Anstrengungen heute. Die Fischgoetter hatten aber auch alle Hindernisse in unsere Wege geworfen: Nebel, Wind, Wellen, Haie... Aber wir hatten uns als richtig hartgesottene Angler bewiesen und unseren Lohn dafuer bekommen! Ich filetierte die Fische fuer Ron und sein grosses Familiengrillen in 2 Wochen war gut versorgt.
Zu Hause musste ich nicht nur das Boot und alles Geraet ausserhalb des Bootes sondern auch innerhalb des Bootes vom Salz abspuelen. Das war mir auch noch nicht passiert! Und das Wackeln vorm Spiegel hielt bis Dienstagmorgen an!
Anhang anzeigen 100843
Moin Coho, schön wieder einen deiner tollen Berichte zu lesen :daumen: FFreu mich immer wieder wenn einer deiner Berichte in den Neuigkeiten auftaucht, um sich den in ner ruhigen Minute dann durchlesen zu können. Angeln mit allen Schikanen. Genau mein Ding :lach Hoffe wir bekommen bald wieder was von dir zu lesen.